hier erfährst du mehr…
Im Schnitt hat jeder Mensch in Deutschland rund 96 Kleidungsstücke im Schrank. Bei Frauen liegt die Menge mit durchschnittlich 118 deutlich über der der Männer mit 73. Etwa 20% der Kleidung die wir besitzen, tragen wir aber laut einer Greenpeace Studie nicht. Seit 2005 ist die Verwendungsdauer unserer Kleidung außerdem um über 36% gesunken. Weil Modeketten teilweise im zwei Wochen–Takt neue Kollektionen rausbringen, die meist relativ billig sind, greifen viele im Vorbeigehen zu. Diese Fast Fashion hat zu einer Verdopplung des Verkaufs von Kleidung innerhalb von 15 Jahren geführt (2000–2015). Zusammengenommen verursachen unsere Kleiderschrankverstopfungen und die billige Mode weltweit über 92 Milliarden Tonnen Kleidungsmüll pro Jahr.
Den Rohstoffverbrauch und die Auswirkungen auf die Umwelt kann man sich bei solchen Dimensionen vielleicht vorstellen. Wir können dabei unterscheiden wie die Modeindustrie die Umwelt beeinflusst: Weltweit beträgt der CO^2–Ausstoß, der auf die Textilproduktion zurückgeht 1,2 Milliarden Tonnen/etwa 3% der gesamten Emissionen. Darin enthalten sind z. B. die Transportwege von bis zu 20.000 km pro Kleidungsstück, der Energieverbrauch der Fabriken oder die Produktion der Rohstoffe. Indien und China, aus denen große Mengen unserer Kleidung kommen, versorgen viele der Textilfabriken mit Strom aus Kohlekraftwerken, was natürlich den CO^2–Ausstoß stak erhöht. Außerdem wurden für die Kunstfasern, die z. B. in Polyester oder Nylon verarbeitet wurden im Jahr 2015 98 Millionen Tonnen Öl verbraucht. Dazu kommt, dass Baumwolle, Schafswolle und Plastikfasern in unserer Kleidung verarbeitet werden und jeweils eigene Produktionsketten haben, die CO^2 ausstoßen. Ein T–Shirt aus Polyester verursacht 5,5 kg CO^2, eines aus Baumwolle ‚nur‘ 2,1 kg.
Diese einzelnen Rohstoffe verursachen auch große Teile des Wasserverbrauchs, der inder Modeindustrie anfällt. Insgesamt sind es etwa 93 Milliarden m^3 Wasser, die pro Jahr weltweit bei der Produktion von Textilien und Kleidung anfallen. Baumwollproduktionen haben z. B. in Zentralasien zur Austrocknung des Aralsees beigetragen.
Aralsee vom Jahr 2000 (links oben) – 2013 (unten rechts)
Ein T–Shirt aus Baumwolle verbraucht zwischen 2.000 und 20.000 Litern Wasser in der Herstellung, da Bewässerung und Verdunstung/Versickerung unterschiedlich sein kann. Wasserknappheiten wie in Teilen von Indien und China werden dadurch noch verschärft. Außerdem werden die Textilien vor der Verarbeitung zu Kleidung mit Chemikalien behandelt. Konkret bedeutet das:
„Für das Färben von einem Kilo Garn werden zudem rund 60 Liter Wasser
benötigt: Wasser, das am Ende mit den chemischen Zusätzen verunreinigt
ist. Die Folge: 17 bis 20 Prozent des industriellen Abwassers weltweit
entsteht laut Angaben der Weltbank alleine bei der Textilveredelung.“
(Inka Reichert, Quarks 2019)
6.500 verschiedene Chemikalien werden genutzt, von denen viele auch giftig und krebserregend sind. Pestizide und Herbizide werden beim Baumwollanbau verwendet, um hohe Erträge zu ernten. Dabei gelangen die Chemikalien bei der Nutzung aber auch in die Böden und ins Grundwasser, wo sie alles vergiften und unter Umständen Menschen gefährden.
Ein weiterer Aspekt, der auch stark mit Wasser zusammenhängt, ist das Mikroplastik. 35% das sich in den Meeren finden lässt, stammt aus synthetischen Textilfasern. Dahin kommt es vor allem durch Kleidung, die Plastikfasern enthält. Fleecejacken oder beschichtete Outdoor–Kleidung verliert beim Waschen in der Waschmaschine kleine Plastikpartikel, die über Abwässer in den Kreislauf kommen. Über die Nahrung
nehmen wir diese dann später in uns auf.
Zusammengenommen wird deutlich, das unser Kleidungskonsum schadet. Auf die gesellschaftlichen Konsequenzen sind wir hier noch gar nicht eingegangen, aber alleine die Folgen für die Umwelt, die ein weitermachen wie bisher hätte, lassen sich erahnen. Die Ellen–MacArthur–Stiftung hat dazu ausgerechnet, das wir im Jahr 2050, 25% unseres CO²–Ausstoßes durch die Modeindustrie verursachen würden.
Im Zeitalter der Klimakatastrophe, in denen Naturereignisse immer häufiger und zerstörender werden, ist es nicht der Zeitgeist, 15 Kilogramm Kleidung pro Jahr zu kaufen und 60% nach zweimal Tragen wegzuwerfen. Veränderung und Verbesserung für eine nachhaltigere Zukunft fängt bei den kleinen Dingen an; also die Socken stopfen statt wegwerfen.