Wie Fast Fashion uns beeinflusst

Eine nachhaltigere Welt und faire Mode sind uns wichtig, aber dennoch steigen die Umsätze von Fast-Fashion-Unternehmen weiterhin. Besonders während der Corona-Pandemie boomte der Online Handel aufgrund der weltweiten Lockdowns und der sozialen Medien, die durch gezielte Werbung mit Rabatten locken und zum Kauf animieren. Im letzten Jahr lag der Nettoumsatz beispielsweise von H&M allein bei 5,2 Milliarden Euro. Fashion United berichtet, dass der Konzern mit einer Wachstumsrate von ca. 37% über dem Niveau von 2019, also vor der Pandemie, liegt. Wie sind diese Zahlen zu erklären, wenn eigentlich so viele Menschen nach Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Transparenz sehnen? In diesem Artikel wollen wir ein bisschen tiefer eintauchen in das Thema nachhaltige Mode, dem Gefühl ständig neue Kleidung kaufen zu müssen und der Frage beschäftigen, was wir mit den Teilen machen können, die wir nicht mehr tragen.

Das Bundesumweltministerium stellte fest, dass:

Greenpeace (2019) titelt: „Die Textil-Trends von heute sind der Müll von morgen“, denn jährlich landen ca. 1,3 Millionen Tonnen Kleider im Müll. In keiner anderen Konsumgüterbranche hängt der Warenumsatz weniger vom Verschleiß als vom modischen Wandel ab. Zu dem komplexen Problem der Fast Fashion Industrie zählen ebenfalls die zahlreichen Kollektionen, die teilweise wöchentlich herausgebracht werden. Mit der hohen Fluktuation der Modetrends entsteht eine künstliche Verknappung, die dafür sorgt, dass Kleidung erst einmal gekauft wird, bevor überhaupt überlegt wird, ob sie gebraucht wird. Insgesamt kann man auch sagen, dass Kleidung an das Nutzungsverhalten angepasst werden, durch günstige Stoffe und mangelnde Qualitätskontrollen eine kürzere Lebensdauer haben und somit den Wegwerfkreislauf befeuern (Umweltbundesamt 2022).

Dabei ist mir wie den meisten Menschen bewusst, unter welchen Verhältnissen die Kleidung hergestellt wird und welche Folgen dies für die Umwelt hat. Trotzdem gibt es eine Lücke zwischen dem Bewusstsein und dem Kaufverhalten, welches sich häufig nicht verändert. Dieses Phänomen nennt man „Attitude-Behaviour Gap“, also das, was wir tun wollen, passt nicht zusammen mit dem, was wir wirklich tun. 30% der Konsumenten geben an, ethische Produkte kaufen zu wollen, wobei nur 3% es tatsächlich tun (Wiederhold/Martinez 2018, 420). Ich finde mich definitiv in den 30% wieder.

Täglich sehen wir Werbung für neue trendige Kleidungsstücke und Marketingstrategien sind darauf angelegt uns in den sozialen Medien, die wir konsumieren, genau das vorzuschlagen, was uns gefällt. Die Psychologin Carolyn Mair weist darauf hin, dass dies in Kombination mit ständig neuen Trends dazu führt, dass wir von unserer alten Kleidung gelangweilt sind. Daraus entsteht dann der Drang sich mit etwas Neuem stimulieren zu lassen. Die Modeindustrie nutzt das Versprechen von Erfolg und die Lust am Neuen geschickt und sorgt somit für den Spaß am Konsum und Einkaufen (Klymkiw & Hankinson 2021, 135 ff.).

In dieser Grafik kann man gut erkennen, wovon unser Kleidungskonsum abhängt:

 

Quelle: Umweltbundesamt 2022

Dabei würde ich am liebsten keine Impulskäufe mehr tätigen, sondern auch so nachhaltig handeln, wie meine Einstellung es mir sagt. Darum würde ich gerne fünf Dinge auflisten, die ich mir persönlich vorgenommen habe oder teilweise schon umsetze, um nachhaltiger zu handeln und Fast Fashion nicht nachzugeben:

  1. Brauche ich das wirklich?

Der erste Blick sollte in meinem Kleiderschrank landen – zunächst einmal sortieren und mir einen Überblick verschaffen: Was besitze ich eigentlich schon? Das verhindert zumindest schon einmal, dass ich etwas sehr Ähnliches nochmal kaufe. Und dann geht es an das Aussortieren. Dabei drehe ich die Dinge, bei denen ich mir nicht sicher bin auf links, um in den nächsten vier Wochen herauszufinden, welche Teile ich wirklich getragen habe und welche vielleicht doch gehen können. Die Kleidungsstücke, die ich nicht trage, möchte ich an Freunde verschenken oder bei einem Second Hand Laden abgeben.

  1. Upcycling

Brauche ich wirklich dieses neue trendige Teil oder kann ich vielleicht etwas, was ich bereits habe durch sticken oder nähen verschönern oder personalisieren? Vielleicht hast du in deinem Freundeskreis auch eine Person, der so etwas Spaß macht, so wie mir. Wenn ich etwas Besonderes für einen Anlass brauche, möchte ich es mir in Zukunft außerdem entweder bei einer Kleiderausleihe oder bei Freunden ausleihen.

  1. Welche Art von Second Hand funktioniert für mich?

Du liebst Online Shopping – kein Problem. Dann empfehle ich dir Apps wie Vinted. Damit kannst du Second Hand meist günstig von dem Sofa aus bestellen und gibst Kleidung, die andere nicht mehr wollen eine zweite Chance. Du magst es lieber die Kleidung anzuprobieren? Dann versuche es doch bei deinem lokalen Second Hand Laden oder organisiere eine Kleidertauschparty mit deinen Freunden.

  1. Retouren vermeiden

Besonders beim Online Shopping ist es verlockend mehrere Teile zu bestellen – bereits in dem Wissen das meiste zurückzuschicken. Leider werden Retouren teilweise als Abfall gehandhabt und es mangelt an Transparenz, ob wie teilweise angegeben Kleidung oder Schuhe wirklich wieder verkauft und nicht weggeschmissen werden.

  1. Challenge accepted

Ich möchte mich immer wieder herausfordern, die Dinge, die ich kaufen möchte erst auf eine Wunschliste zu schreiben, um mein inneres Konsummonster in den Griff zu bekommen. Also: zuerst den Wunsch aufschreiben, 10 Tage abwarten und überprüfen, ob ich es immer noch brauche und dann erst kaufen. Genauso möchte ich mal ganz bewusst auf Dinge verzichten, die ich mir sonst wie selbstverständlich leiste. Nimmst du die Herausforderung an?

Es geht hierbei nicht um Perfektionismus, sondern nach und nach Alternativen für Fast Fashion zu finden. Nicht zu vergessen ist natürlich, dass politische Entscheidungen ebenfalls einen großen Einfluss auf die Zukunft der Textilbranche haben. Nichtsdestotrotz bewirkst du mit deinem Beitrag einen Unterschied, auch wenn es sich zuerst nicht so anfühlt. Die aktuellen Entwicklungen, wie die Klimakrise oder COVID-19 zeigen uns besonders deutlich, dass eine Veränderung nötig und dringend, aber auch möglich ist.